Publiziert wird es bereits in der Second Edition vom Spieleclub und Youtube-Kanal Littlewars.TV und kann z.B. bei Wargame Vaults für 16 $ als PDF erworben werden.
Was an dem Regelwerk hauptsächlich begeistert, ist die Einfachheit, Stringenz und Klarheit der Regeln, die radikal auf die wesentlichen Aspekte reduziert sind, was das Ausfechten der Schlachten für die Kontrahenten ungemein intuitiv und unkompliziert macht: z.B. keine Threat Zones, keine Komamndoreichweiten, keine Restriktionen bei der Aufstellung der Armeen etc. Man bewegt seine Truppen quasi intuitiv, gemäß ihrer historischen Funktionalität und kümmert sich nicht allzu sehr um limitierendes und dem entspannten Spielfluss hinderliches wenn-dann-außer-falls-es-sei-denn-Getue, das mich zunehmend nervt Das Regelwerk versteht sich explizit nicht als für hochkompetitive Spielernaturen oder Turnierspieler intendiertes, so dass es gar nicht erst versucht, jede potenziell auftretende Spielkonstellation bis ins kleinste Detail a priori regeln zu wollen. Daraus resultiert, dass ein, zwei Partien vollkommen ausreichen, um das komplette Regelsystem intuitiv zu begreifen und sich merken zu können. Für Abwechselung und unvorhergesehene Spielsituationen ist durch z.B. (optionale) Stratageme und eine ganze Palette an Generalsfähigkeiten dennoch gesorgt.
Trotz - oder gerade wegen? - aller Reduktionen entfalten sich die Schlachten maximal historisch plausibel und "authentisch", was die Fähigkeiten, das Manövrieren und überhaupt das generelle Verhalten der einzelnen Truppenkörper wie der Gesamtarmee auf dem Feld betrifft. Dies liegt in meinen Augen daran, dass das Regelwerk den Spieler befähigt, ohne fortwährend über Sonderregeln, Ausnahmen, Bedingungen usw. nachdenken zu müssen, die Truppen ihrer historischen Rolle gemäß einzusetzen und zu bewegen, kurz gesagt: einfach zielorientiert zu handeln, statt sich ständig den Kopf regeltechnisch zerbrechen zu müssen (eine gewisse Bereitschaft der Spieler natürlich vorausgesetzt, historisch plausible Begegnungen zu wollen).
Was bei AoH besonders heraussticht sind in meinen Augen:
- das ebenso effektive wie spannende Legen des Geländes mittels verdeckt ausgelegter Spielkarten,
- das Moralsystem, das mittels einer "Moraluhr" den fortschreitenden Zusammenbruch der Armeen symbolisiert (bei zunehmend niedrigen Moralwerten mit kaskadierenden Effekten, welche den Zusammenbruch im der Endphase der Schlacht noch beschleunigen) und zudem als Maß für die Anzahl zur Verfügung stehender Befehlspunkte in der jeweiligen Runde fungiert (von 9 am Anfang bis 0 am Schluss),
- die verblüffend einfachen Bewegungsregeln, die quasi auf eine Viertel DIN-A4-Seite passen und trotzdem alle erdenklichen Manöversituationen abdecken,
- und das ebenso simple Kampfsystem, das das Kopfrechnen mit einem absoluten Minimum an Modifikatoren reduziert.
Auch die Armeelisten sind auf ein Minimum an Truppenkategorien und Spezialeigenschaften beschränkt, wobei eine Adaption auf andere Armeen oder spezielle historische Szenarien leicht umzusetzen wäre. Sogar ein Belagerungsregelwerk ist Teil der Regeln, das insbesondere Kampagnenspiele bereichern kann! Rekrutiert wird (wie bei vergleichbaren Regelwerken) mittels eines Punktesystems, so dass - sofern gewünscht - kräftemäßig vergleichbare Armeen aufgestellt werden können. Prinzipiell ist AoH agnostisch in Bezug auf Figurengröße und Basierung, sofern beide Seiten sich auf identische Größen und Basen einigen. Empfohlen wird aber ein annähernd quadratisches Basenformat. Ich selbst kann es problemlos mit meinen zahlreichen, aus 15mm-Figuren bestehenden DBMM-Armeen spielen, wobei ich für die Infanteriebasen jeweils zwei DBMM-Basen zu einer AoH-Base kombiniere (aus zwei 1,5cm x 4cm bzw. 2cm x 4 cm DBMM-Basen wird somit je eine 3cm x 4cm bzw. 4cm x 4cm AoH-Base). Da meine DBMM-Basen magnetisiert sind, kann ich einfach Metallplättchen drunter klemmen.
Das Regelwerk deckt ungefähr die "klassische" Antike von 500 v. Chr. bis 200 n. Chr. ab. Es wäre aber problemlos adaptierbar auf frühere Epochen (bis Bronzezeit) sowie bis zur Spätantike (auch für das Mittelalter sehe ich keine Probleme...). Für meine spätrömische Armee werde ich jedenfalls demnächst eine spezifische Armeeliste konzipieren und veröffentlichen
Alles in allem ist AoH ein erfrischendes, maximal entschlacktes und "modern" anmutendes Regelsystem, das bei mir und einigen befreundeten Spielern die Lust auf großtaktisch ausgefochtene, in der Antike verortete Feldschlachten neu entfacht hat!
Wer das Regelwerk im Einsatz sehen will, dem sei die fünfteilige "Pyrrhic War Campaign" von Littlewars.TV auf Youtube empfohlen.