DBMM Schlachtbericht - Jensinions Italian Condotta (Venetian) vs Guidos Fatimid Egyptian, 12.02.22

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DBMM Schlachtbericht - Jensinions Italian Condotta (Venetian) vs Guidos Fatimid Egyptian, 12.02.22

Beitrag von Jensinion » Mi 16. Feb 2022, 19:21

Fast eineinhalb Jahre, nachdem mein Deutscher Orden auf Guidos fatimidische Ägypter getroffen war, kam es am vergangenen Samstag zu einem Aufeinandertreffen zwischen meinen spätmittelalterlichen Venezianern und den Fatimiden (eine freilich historisch nicht ganz akkurate Begegnung). Die Deutschordenstruppen hatten seinerzeit den Sieg über die Fatimiden errungen - würde dies den Venezianern ebenfalls gelingen? Eine spannende Frage vor dem Hintergrund, dass ich mit den Venezianern bisher nur drei kleine 240AP-Schlachten bestritten hatte (gegen Bierwursts mittelalterliche Deutsche), und alle drei waren im Ergebnis nicht von Erfolg gekrönt :| In der Zwischenzeit hatte ich die venezianische Armee auf 400AP ausgebaut und war nun sehr gespannt, wie sie sich auf dem größeren Schlachtfeld schlagen würden...




Battlereport_Italian_Condotta_vs_Egyptian_Fatimid_01.jpg
(1) Beide Kontrahenten haben eine niedrige Aggressionsrate - der Würfel hat entschieden, dass die Venezianer die Angreifer sind und eine kleine Reise nach Ägypten unternehmen, was ihnen als Seefahrernation nicht schwer gefallen sein dürfte. Die Fatimiden als Verteidiger durften mehr Gelände wählen und mussten ihre Armee als Erste aufstellen. Sie wählten eine Düne, die sie in ihrer rechten Aufstellungszone legen konnten, eine Build-Up-Area, die an ihrem linken Tischrand gelegt wurde, und zwei flache Felsengebiete, von denen eines in meiner rechten Aufstellungszone landete, während das zweite aus Platzmangel nicht gelegt werden konnte. Die Venezianer wählten einen großen Sumpf, der als Deckung einer ihrer Flanken geplant war, aber in der Aufstellungszone der Fatimiden landete (ich habe ihn dort wenigstens so legen können, dass die Aufstellung der Fatimiden maximal gestört wurde). Die Fatimiden positionierten den Großteil ihrer Armee, zwei Kommandos, in ihrer rechten Aufstellungszone zwischen der Düne und dem Sumpf, ein drittes Kommando nahm direkt im Sumpf Aufstellung. Die Venezianer positionierten ihre Armee, die als viertes Kommando einen Verband Stradioten mitführte, recht mittig auf dem Schlachtfeld, mit der Hauptstreitmacht, den Rittern, auf dem linken Flügel und den zahlreichen Pikenieren im Zentrum. Rechts davon nahm ein schwächeres Kommando, bestehend aus einer Mischung unterschiedlichster Truppentypen, Aufstellung. Mein Plan war ziemlich simpel, nämlich mit den Rittern (Kommando 1) geradeaus und zügig auf den Gegner zuzureiten, die Pikeniere (Kommando 2) sollten diesen Angriff unterstützen und zugleich absichern, das leichte Kommando 3 sollte weniger aggressiv vorgehen und die gegnerischen Truppen in dem Sumpf beobachten, während die rückwärtig platzierten Stradioten (Kommando 4) entweder als Reserve fungieren oder die linke Flanke der venezianischen Armee absichern sollten. Obwohl das Ritterkommando für den Hauptangriff vorgesehen war, teilte ich ihm nur den mittelhohen PIP zu, während das Pikenkommando den höchsten PIP bekam (was sich im Verlauf der Schlacht als die richtige Entscheidung erweisen sollte). Nun blieb abzuwarten, was die Fatimiden in ihrem ersten Zug unternehmen würden...




Battlereport_Italian_Condotta_vs_Egyptian_Fatimid_02.jpg
(2) Zur Eröffnung der Schlacht manövrierten die Fatimiden ihre leichte Reiterei sowie Teile der Kavallerie zwischen der Düne und dem Rand des Schlachtfelds entlang, um ein Bedrohungsszenario gegen die linke Flanke der Venezianer aufzubauen. Um dies zu kontern, schickte ich die Stradioten weit nach links hinüber. Das Ritterkommando ließ ich, wie geplant, aggressiv nach vorne in Richtung der Infanterielinie der Fatimiden reiten. Um die linke Flanke dieses Kommandos zu sichern (insbesondere gegen Angriffe von der Düne aus), schickte ich die leichte Reiterei aus dem Pikenkommando nach links in den Raum zwischen Dünenrand und den Rittern. Die Pikeniere selbst bewegten sich ebenfalls nach vorne und schwenkten dabei linksherum ein. Das Kommando 3, rechts außen, rückte nach vorne in Richtung Sumpf vor, jedoch langsamer und weniger aggressiv (die niedrigen PIPs und der Plan gingen hier Hand in Hand). Außer der geschilderten Reiterbewegung entlang dem Schlachtfeldrand blieben die Fatimiden in dieser Phase recht stationär: Nur eine Gruppe leichtbewaffneter Plänkler erweiterte die Infanterielinie im Sumpf nach rechts außen, und eine kleine Kavallerie-Abteilung nahm im Bereich der rechten Flanke der Schwertkämpfer hinter der Düne Aufstellung.




Battlereport_Italian_Condotta_vs_Egyptian_Fatimid_03.jpg
(3) Nicht zuletzt dieses soeben geschilderte Manöver der Fatimiden veranlasste die venezianische Generalität zu einer abrupten taktischen Änderung! Der Vorstoß der Ritter wurde abgebrochen, sie wendeten um 180° und zogen sich vorerst wieder zurück. Ihr ursprünglich geplanter Vorstoß wurde schon seit seinem Start von einem unguten, mulmigen Gefühl begleitet, und die Summe der drei mit Ziffern auf der Karte markierten Problemstellen ließen das weitere Vorrücken letztlich in der Analyse als zu riskant erscheinen: (1) die Bedrohung der linken Flanke der Ritter durch die dort positionierte Fatimiden-Kavallerie, (2) die Reihe von vier Einheiten fatimidischer Bd (X), welche bekanntlich die Kapazität haben, Ritter sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung zu töten sowie (3) die Bedrohung auch der rechten Flanke der Ritter durch potentielle Angriffe einzelner fatimidischer Truppen aus dem Sumpf heraus. (Aber es drohte nicht nur die Gefahr einer lokalen Kesselschlacht: Selbst bei einem erfolgreichen Angriff der Ritter auf die Infanteriereihe der Fatimiden hätten sie es mit einer dahinter platzierten zweiten, intakten Reihe zu tun gehabt, die immerhin aus Cv (S) bestand.) Zeitgleich mit dem Rückzug der Ritter wurden auch die Stradioten zurückbeordert, um eine neue, geschlossene defensive Kampflinie auf dem linken Flügel aufzubauen. Die leichte Reiterei, die dem Pikenkommando entstammte, hat unterdessen bereits in einer schrägen Linie eine solche Verteidigungsstellung bezogen. Alles in allem eine aufregende, unerwartete Phase innerhalb der gesamten Schlacht, die insgesamt aber auch noch einmal den großen Vorteil effizient kommandierbarer regulärer Armeen vor Augen geführt hat.




Battlereport_Italian_Condotta_vs_Egyptian_Fatimid_04.jpg
(4) In dieser Phase der Schlacht ist das aggressive Vorgehen der Venezianer aufgrund der Entscheidungen der vergangenen Phase ins Stocken geraten. Es gelang mir aber immerhin ordentlich, die Truppen in der linken Hälfte optimal zu reorganisieren; die Gefahr einer Umfassung war gebannt. Auch die Fatimiden haben dort ihre Truppen nun in Aufstellung gebracht, so dass sich beide Armeen entlang den gestrichelten Linien gegenüberstehen (an einigen Stellen quasi Auge in Auge), jederzeit bereit, zuzuschlagen. In der Mitte (schraffierte Fläche) entstand aufgrund der jeweiligen Truppenpositionen eine Gefahrenzone, in der beide Kontrahenten bei einem Angriff viel zu verlieren gehabt hätten - eine Pattsituation. Entgegen meiner eigentlichen Absicht, aggressiv vorzugehen und den Gegner in Zugzwang zu bringen, drohte dieser Moment zu einem Kippunkt der Schlacht zu werden, indem den Venezianern die Taktik des Gegners aufgezwängt würde. Insofern zeigte diese Phase trotz der erfolgreich abgeschlossenen Truppenreorganisation einen Tiefpunkt in der Moral der venezianischen Generalität, in der eine gewisse Ratlosigkeit um sich Griff. Es gab aber auch Grund zur Zuversicht, denn immerhin hatten die Fatimiden den Sumpf nach wie vor nicht verlassen, so dass sich mein rechter Flügel, der aufgrund des Gefälles an Truppenqualität eindeutig unterlegen war, noch außer Gefahr befand. Ich habe zudem in Antizipierung kommender Entwicklungen eine Kolonne Pikenträger aus dem Zentrum an die linke Front abkommandiert, um hier in der Lage zu sein, voraussichtlich entstehende Lücken in der venezianischen Reiterlinie schnell füllen zu können - ein vermeintlich kleines, aber wichtiges Detail. Die nächste Phase, die zumindest auf dem linken venezianischen Flügel kampfreich zu werden versprach, würde voraussichtlich eine Vorentscheidung bringen. Überwiegend standen hier venezianische LH (O) fatimidischen LH (O) gegenüber, es gab jedoch unglücklicherweise auch einen Abschnitt, in dem sich venezianische LH (I) mit fatimidischen Cv (O) konfrontiert sahen...




Battlereport_Italian_Condotta_vs_Egyptian_Fatimid_05.jpg
(5) Der Zusammenprall zwischen den Reiterverbänden auf dem linken venezianischen Flügel erfolgte kurz, aber heftig. Die venezianischen Stradioten und ihre Reiterkollegen waren unerwartet erfolgreich, mit überragenden Kampfwürfeln, so dass fast die gesamte leichte Reiterei der Fatimiden ausgelöscht wurde - unter minimalen Verlusten auf Seiten der Venezianer! Die kleine Pikenabteilung, die in weiser Voraussicht an diese Front entsandt wurde, konnte tatsächlich ihre Aufgabe als "Lückenfüller" planmäßig erfüllen (blauer Kreis). Im Zentrum begannen beide Seiten - die venezianischen Ritterverbände (mit einem leichten Linksschwenk) und die venezianischen Pikeniere (in gestaffelter Formation, um gegenseitig ihre Flanken zu schützen) sowie die Infanteriereihen der Fatimiden - langsam, aber entschlossen ihren Vormarsch aufeinander zu. Die Fatimiden haben in dieser Phase ihre Truppen im Sumpf in einer langen Linie formiert, aber - Glück für die Venezianer - den Sumpf nach wie vor nicht verlassen.




Battlereport_Italian_Condotta_vs_Egyptian_Fatimid_06.jpg
(6) Die vorletzte Phase der Schlacht - die Verluste auf Seiten der Fatimiden summierten sich bereits. Links außen wurden die fatimidischen Reiterverbände mehr oder weniger vollständig aufgerieben, weiter zur Mitte hin, nahe der Düne, wurde noch gekämpft, aber mit ansteigender Überlegenheit der Venezianer. Auf dem gegenüberliegenden Flügel ist jetzt der lange erwartete Angriff der fatimidischen Infanterieverbände aus dem Sumpf heraus erfolgt! Trotz ihrer (vor allem qualitativen) Unterlegenheit schlugen sich die Venezianer wacker, so dass der fatimidische Vorstoß weniger verheerend war, als befürchtet. Im Zentrum kam die Infanteriereihe der Fatimiden den venezianischen Rittern langsam, aber stetig näher - nun war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch hier die Kampfhandlungen beginnen würden.

Leider existiert von der allerletzten Runde der Schlacht kein Foto, aber das kleine blau umrandete Bild in der rechten unteren Ecke illustriert die Geschehnisse: Da der rechte Flügel der Fatimiden unter hohen Verlusten litt und zugleich auch ihr linker Flügel weniger erfolgreich war, als befürchtet, sah die venezianische Generalität den Moment gekommen für den entscheidenden, letzten Stoß im Zentrum. Die Ritter und die Pikenträger stürmten vorwärts, um alle erreichbaren Gegner frontal anzugreifen. Dieser eine kurze Angriff führte innerhalb einer einzigen Runde zum Zusammenbruch der gesamten Armee der Fatimiden! Die Schlacht war vorbei.

Es war eine der spannendsten Schlachten, die ich jemals gespielt habe, und zugleich - da meine Verluste tatsächlich dermaßen minimal waren (es war noch nicht mal ein Kommando "disheartened") - einer der größten Siege, die ich jemals erringen konnte. Sehr unerwartet - ausgerechnet mit den Venezianern - und fraglos nicht zuletzt bedingt durch großes, streckenweise exorbitantes Würfelglück bei den Kämpfen, aber immerhin! :) Ich habe bei dieser Schlacht auch einiges richtig gemacht, von der Entscheidung, den ersten Vorstoß zugunsten einer Truppenreorganisation abzublasen über den effizienten Einsatz der Truppen an den jeweils entscheidenden Stellen bis zum "Mikromanagement" für einzelne Unterverbände (Verhindern von Flankierungen etc.). Insofern konnte die venezianische Generalität in Venedig - der Serenissima Repubblica di San Marco - zu einem triumphalen Empfang Einzug halten:
Bellini_Processione_in_Piazza_San_Marco.jpg


Gruß Jens

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Re: DBMM Schlachtbericht - Jensinions Italian Condotta (Venetian) vs Guidos Fatimid Egyptian, 12.02.22

Beitrag von vodnik » Do 17. Feb 2022, 15:19

...wieder mal ein guter Bericht. Ich bin auch froh, das die christliche Seite gesiegt hat, auch wenn es diesmal nur eine DBMM-Partie war. Selber habe ich noch nie Venezianer gespielt, immer deren Gegner, de Ungarn, die haben sich sehr oft an den Italienern die Zähne ausgebissen...
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Re: DBMM Schlachtbericht - Jensinions Italian Condotta (Venetian) vs Guidos Fatimid Egyptian, 12.02.22

Beitrag von Jensinion » Fr 18. Feb 2022, 15:37

Ich könnte gegen die Ungarn auch mal eine DBMM-Variante VG (= Venetian in Greece) aufstellen. Bisher habe ich mich eher auf die Variante VI (=Venetian in Italy) konzentriert, weil mich das mehr interessiert.

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Re: DBMM Schlachtbericht - Jensinions Italian Condotta (Venetian) vs Guidos Fatimid Egyptian, 12.02.22

Beitrag von vodnik » Fr 18. Feb 2022, 16:12

...das wäre bestimmt sehr spannend, da Kroatien auch zu Ungarn gehört hat...
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