Zur Erinnerung: Im Sommer des Jahres 1388 zog ein Trupp schwer gerüsteter Frankfurter - aus Gründen, die hier nicht weiter interessieren sollen - gen Gelnhausen. Ohne Groll passierten sie Marköbel auf der breiten Straße vor den Wehranlagen. Doch der junge, aufbrausende Ulrich von Hanau, der sich just mit einigen gerüsteten Getreuen im Ort aufhielt, fühlte sich provoziert und ließ die arglosen Frankfurter überfallen. Das resultierende Scharmützel verlief auf beiden Seiten mit überschaubaren Verlusten; die Frankfurter setzten nur leicht dezimiert ihre Mission fort, doch ließen sie es sich nicht auf sich sitzen und erklärten kurze Zeit später die Fehde gegen Hanau. (Eine Abbildung des originalen Fehdebriefs findet sich ganz unten.)
Aus diesem Grund nun brachen die Frankfurter im Herbst 1388 abermals ins Hanauer Land auf. Wie es einer Fehde entspricht, wollten sie den Gegner zwingen, ihre Ansprüche anzuerkennen und Wiedergutmachung zu leisten - durch spürbaren Schaden im Herrschaftsgebiet, etwa durch Plünderung und Brandlegung. Zigor und ich wählten dafür das in jeder Hinsicht passende Lion-Rampant-Szenario "Sausages with Mustards": Der Angreifer soll vier zentrale, im Quadrat angeordnete Ziele in Brand setzen, indem er mit Einheiten Kontakt herstellt und per Wurf klärt, ob das Feuer greift. Brennen alle vier Ziele, gewinnen die Frankfurter; verlieren sie hingegen mehr als die Hälfte ihres Einheitenpunktswertes, sind sie geschlagen.
Die Hanauer hatten offenbar gute Informanten - jemand muss sie vor den anrückenden Frankfurtern gewarnt haben, denn eine stattliche Abfangtruppe mit vielen Reitern, Schützen und flinken Plänklern erwartete sie schon, noch ehe sie ihr Ziel, ein respektables Gehöft, das sich irgendwo in dem dreieckigen Areal zwischen Windecken, Roßdorf und Maköbel befand, erreicht hatten. Was sich nun zutrug, lässt sich fast ausschließlich aus Hanauer Quellenmaterial rekonstruieren, denn die Frankfurter Quellen schweigen - warum, sollte weiter unten klarer werden...
Meine Frankfurter, die aus westlicher Richtung auf breiter Front anrückten, bestanden aus berittenen Söldnern (1) (Elite Cavalry), Angehörigen der Schusterzunft (2) sowie der Fleischerzunft (3) (beide Heavy Infantry), Armbrustschützen mit Pavesen (4) (Crossbowmen), nichtzünftigen Bürgern (5) (Light Infantry) und Patriziern zu Pferde (6) (Heavy Cavalry).
Zigors Hanauer Truppe rückte von Osten heran; sie bestand aus Reisigen (7) (Heavy Cavalry), Plänklern mit Büchsen (8) (Skirmishers), Armbrustschützen (9) (Crossbowmen), schwer gepanzerten Berittenen aus dem verbündeten Kronberg (10) (Elite Cavalry) sowie leichter gerüsteten Berittenen aus Kronberg (11) (Heavy Cavalry), weiteren Plänklern (12) (Skirmishers) sowie Kronberger Reisige (13) (Heavy Cavalry). In dem zentralen Gehöft, in Deckung hinter der umgrenzenden Steinmauer, hatten die Hanauer einen weiteren Trupp Armbrustschützen (14) (Crossbowmen) wirksam positioniert, um die Frankfurter schon beim Näherkommen attackieren zu können (dies erlaubt das Szenario "Sausages with Mustards" ausdrücklich für den Verteidiger).
Jenes zentrale, namenlose Gehöft hatten sich die Frankfurter als Ziel ihrer Vergeltung ausgeguckt; seine beiden Gebäude und zwei Lagerstätten sollten den Flammen anheim fallen. Ein derart massiver Widerstand kam den Frankfurtern jedoch ungelegen; ein taktisches Umdenken war nötig. Die Armbrustschützen (15) bezogen Stellung gegenüber den Hanauer Schützen, um sie zu schwächen, bevor die Fleischer (16), begleitet vom Anführer des gesamten Aufgebots, einen eiligen und aggressiven Angriff auf die Armbrustschützen aus Hanau wagten.
Die Hanauer Schützen hielten dem Ansturm nicht stand und wichen unter Verlusten (17). Sie hatten bis dahin noch nicht einen einzigen Schuss abgegeben - es war ein Glück für die Frankfurter, dass den Hanauern in der Anfangsphase des Scharmützels die Initiative entglitt, was den Frankfurtern Beweglichkeit verschaffte, während Teile der Hanauer Truppe verharrten. Wobei auch die in Frankfurter Diensten stehenden Söldner (18) auf der nördlichen Flanke mit verhaltenem Tempo vorrückten, wohlwissend um die gegnerische Übermacht dort. Die berittenen Patrizier (19) stürmten im Süden hingegen entschlossener vor, gefolgt von den leichtbewaffneten Bürgern (20), die den Anschluss zu halten suchten.
Die breite Hanauer Linie (21) kam zunächst, wie erwähnt, nur langsam, doch geschlossen voran. Für die Frankfurter entscheidend war das beherzte Vorrücken ihrer Schuster (22), die mit lodernden Fackeln zur Scheune eilten!
Und tatsächlich, nach wenigen Fehlversuchen griff der Brand: Die Scheune fing Feuer (23) - erst zögerlich, dann unaufhaltsam. Ebenso unaufhaltsam fühlten sich zu dieser Zeit auch die Fleischer (24), die bereits den Hof betreten hatten und die fliehenden Hanauer Armbrustschützen vor sich hertrieben.
Das Frankfurter Armbrustkontingent verlagerte sich leicht nach rechts (25), um die Reiter aus Kronberg (26) ins Visier zu nehmen. Diese hatten ihre anfängliche Lethargie abgelegt und galoppierten ebenso eilig heran wie die Reisige aus Hanau (27), die kurz davor waren, mit den ebenfalls heran galoppierenden Frankfurter Patriziern (28) zusammenzustoßen.
Auf der Gegenflanke trabten die berittenen Frankfurter Söldner (29) nun entschlossener vor, jetzt, da die Schuster ihre Mission zunächst erfüllt hatten und - so die Hoffnung - bereitstanden, diese Flanke zu unterstützen. Die Hanauer Truppen auf dieser Flanke (30) rückten nämlich gleichfalls vor; wobei der gefährliche zweite Trupp Hanauer Armbrustschützen (31) noch etwas zurück lag.
An dieser, der nördlichen Flanke, wurde es rasch ernst (32): Die elitären Frankfurter berittenen Söldner attackierten im Galopp die kampfschwächeren Hanauer Reisigen. Erstere zeigten sich erwartungsgemäß als überlegen und setzten den Hanauern empfindlich zu, doch erwies sich der Erfolg als kurzsichtig. Die Frankfurter Söldner nämlich, selbst nicht ohne Verluste, wurden zur willkommenen Zielscheibe der ebenfalls elitären Kronberger Berittenen, welche die Frankfurter empfindlich trafen, so dass auch von ihnen nurmehr bloß ein dezimiertes Häuflein blieb.
Die Frankfurter Schuster (33), die sich in Sichtweite dieser dramatischen Ereignisse befanden, formierten unverzüglich einen Schildwall, im festen Glauben, als nächstes Ziel der motivierten Kronberger Reiter zu gelten. Im Hof wandten sich ihre Kollegen aus der Fleischerzunft (34) unterdessen dem Materiallager zu und versuchten wiederholt, es zu entzünden - zunächst mit wenig Fortune.
Im Süden ging es nicht minder dramatisch weiter: Die berittenen Kronberger (35) (etwas weniger gut gerüstet als ihre nördlichen Kameraden) griffen die leichten Frankfurter Bürger (36) an; diese hielten überraschend stand, mussten aber zurück weichen. Die Kronberger gerieten sodann ins volle Schussfeld der Frankfurter Armbrustschützen (37), die sie bis auf einen Mann zusammenschossen. Weniger günstig für die Frankfurter verlief das Ringen ihrer Patrizier zu Pferde (38) gegen die Hanauer Reisige (39): Beide Seiten wurden in die Flucht geschlagen, doch die Frankfurter litten deutlich höhere Verluste und gerieten zusätzlich unter Beschuss des kleinen, aber wirkungsvollen Trupps Hanauer Plänkler (40).
Die eben beschriebene wilde Flucht war bald vorbei: Sowohl den Hanauern (41) als auch den Frankfurtern (42) gelang es, ihre Reiterei zu sammeln. Die Hanauer waren den Frankfurtern nun vier zu eins an Pferd und Reiter überlegen - würde der verbliebene Frankfurter Reiter sich dem Kampf noch einmal stellen?
Was die Lage der Reiterei auf der nördlichen Flanke betraf, so waren inzwischen sowohl die zuvor dezimierten Frankfurter Söldner als auch die Hanauer Reisige bereits auf der Flucht in die Heimat entschwunden. Übrig blieben die nahezu intakten berittenen Kronberger (43), die, obgleich moral- und kampfstark, doch nicht den Angriff auf die nach wie vor Mann an Mann im Schildwall stehenden Frankfurter Schuster wagten. Die Frankfurter Armbrustschützen (44) machten sich auf den Weg dorthin, ihre Chance sehend, die Kronberger unter Beschuss zu nehmen, nachdem sie zuvor so erfolgreich gegen die zweite Kronberger Reitereinheit waren.
Die Frankfurter Fleischer (45) im Hof frohlockten unterdessen, da es ihnen endlich gelang, das Materiallager in Brand zu stecken! Die beiden verbleibenden Ziele - das gegenüberliegende Materiallager sowie das benachbarte Wohnhaus - erwiesen sich als weitaus diffizilere Ziele, da mittlerweile sowohl die Hanauer Plänkler und Armbrustschützen (46) das eine, ein Trupp weiterer Plänkler (47) das andere Ziel bewachten. Würden diese Ziele gar unerreichbar bleiben und die Frankfurter den Rückzug wählen müssen?
Eine gewisse Unentschlossenheit ergriff die Frankfurter in dieser Phase, denn nicht nur die Fleischer rangen mit der Lage; auch die Armbrustschützen (48) kehrten um und marschierten wieder südwärts, da sie erkannten, dass sich ihnen dort doch lohnendere Ziele bieten würden. Die Kronberger Reiter (49) im Norden zeigten keinen Angriffswillen - im Gegenteil, sie überlegten, den Zaun zu überspringen und in den Hof einzudringen.
Da eröffneten die Hanauer Armbrustschützen (50) das Feuer auf die Frankfurter Fleischer (51), die eben noch erfolgreich den Brand gelegt hatten - mit verheerender Wirkung, denn nun nahm das Unheil für die Frankfurter seinen Lauf: Mehrere Fleischer fielen, darunter auch der Anführer des gesamten Aufgebots, der, wir erinnern uns, den Fleischertrupp begleitet hatte! (In Lion-Rampant-Terminologie ein "Lucky Blow" aufgrund einer gewürfelten Doppel-Eins beim obligatorischen Anführer-Test nach Beschuss.)
Dieser tragische Verlust ihres Anführers führte zu einem moralischen Schock im ganzen Frankfurter Aufgebot. Diejenigen Fleischer, die den heftigen Beschuss überlebten, entflohen kopflos vom Feld, ebenso - besonders schmählich - der letzte berittene Patrizier (52) aus vornehmen Geschlecht. Selbst die Schuster (53) lösten ihren Schildwall und wichen fluchtartig gen Westen.
Damit hatte das Frankfurter Aufgebot mehr als die Hälfte seines Einheitenpunktwerts eingebüßt und musste gemäß Szenarioregel aufgeben. Es war ihnen nur - oder immerhin? - gelungen, zwei von vier Zielen in Brand zu stecken.
Ohne den Tod des Anführers hätten die Frankfurter die Episode sicherlich als beachtlichen Erfolg verkauft: Immerhin standen ein Hanauer Stall und ein Materiallager in Flammen - ein gerechter Ausgleich für den schändlich empfundenen Sommerüberfall. So aber ließ sich der Verlust eines ihrer Großen der Stadt nicht kaschieren; über die Sache breitete sich Schweigen. Und tatsächlich: In den Quellen findet sich denn auch nichts - zumindest erwähnt Elsbet Orth, Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt am Main im Spätmittelalter. Fehderecht und Fehdepraxis im 14. und 15. Jahrhundert (= Frankfurter Historische Abhandlungen 6), Wiesbaden 1973, den Vorfall nicht einmal. Ich habe extra nachgesehen
Wird die Fehde eine Fortsetzung finden? Eine spannende Frage. Rechtlich wäre der "sofortige Zwang zum Frieden" möglich: Der Sieger, in diesem Fall die Hanauer, nutzt den Moment, um einen Sühne- bzw. Unterwerfungsvertrag zu diktieren, in dem der Verlierer um Abbitte bittet, auf seine Ansprüche verzichtet und zusagt, die Fehde nicht fortzuführen. Das brächte den Frankfurtern spürbare Ehrverluste. Doch war der Hanauer Erfolg deutlich genug hierfür? Man wird sehen. Die Frankfurter jedenfalls werden wohl fürs Erste die Füße stillhalten. Und vielleicht überdeckt die "große" Geschichte dieses kleine Ringen ohnehin bald: Schon sechs Monate später, im Frühjahr 1389, wird ein Kampf auf gänzlich anderem Niveau entbrennen, die berühmte "Kronberger Fehde" mit der Schlacht von Eschborn vom 14. Mai - und die wird für Frankfurt wirklich existenzielle Folgen haben.